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Ausmisten…

Das hört sich nach Saustall an, und das ist es auch.

In Sachen Altkleidung gibt es tatsächlich ein ständig wiederkehrendes Chaos mit meiner Handschrift, vererbt von meiner Mutter, die es bis zu ihrem Tod nicht übers Herz brachte, Altgedientes wegzuwerfen. Sie gehörte zur Generation, die in sehr harten Zeiten der Nachkriegszeit einer Bäuerin für ein Kilo Schweineschmalz einen Pullover gestrickt hat. Das kann man sich in unserer satten Wegwerfgesellschaft nicht mehr vorstellen.

Es ist bald Sommer, und mein riesiger Kleiderschrank ist voll mit "Nix zum Anziehen", und das in verschiedenen Konfektionsgrößen aus verschiedenen Epochen. Höchste Zeit also, jene Klamotten, die ich ewig nicht mehr getragen habe, zu entsorgen, und zwar radikal!

Zwei Riesensäcke habe ich schon vollbekommen, und da sind die ausgetretenen Latschen noch gar nicht dabei, die ich so gern trage, obwohl genug neue, schicke Schuhe in einer Lade um Ausgeherlaubnis betteln.

Darunter befinden sich auch auch edle Klassiker wie Blazer, Hosen oder Blusen in toller Qualität, die ich seit Jahrzehnten aufbewahrt habe. Nach jeder Blitzdiät versuchte ich vergeblich, meine ausufernden Kurven in das feine Tuch zu zwängen. Kaum getragene Bodys und Spitzendessous spotteten: "Vergiss es, Mädel, so große BH - Körbe gibt es nicht!“

Mit jedem schönen Teil, das ich in den Müllsack gebe, blutet mein Herz. Wenigstens kommen sie in die Altkleidersammlung, wo vielleicht noch jemand Freude damit hat.

Jetzt ist Luft im Kleiderschrank, und alles, was auf den Bügeln hängt, passt. Yuhuuu!

Alle paar Jahre kann es vorkommen, dass ich sogar langjährige "Freunde" aus meinen Kontakten entferne, weil sie sich nie wirklich als solche bewährt haben. Als ich als Künstlerin aktiv war, machten sie sich höchstens dann bemerkbar, wenn sie sich eine neue CD. oder ein neues Buch von mir erwarteten, - handsigniert und gratis, versteht sich. (O-Ton: „…und wie komme ich jetzt zu Konzertkarten?“)

Eine Zeitlang habe ich mir das gefallen lassen, bis ich sie rigoros gesperrt und aus den Kontakten gelöscht habe. Die paar wirklichen Freunde, die mir geblieben sind, werden von mir gepflegt und geherzt.

Nach dem Ausmisten geht es mir immer besser, weil danach meist eine kreative Phase folgt, die ich sofort nutze. Mein Publikum will schließlich auch gepflegt werden, sonst könnte es passieren, dass selbst meine treuesten Fans eines Tages mich selbst ausmisten, und da wäre ich extrem wehleidig.

Eure Steffi Werger